Bürgersprechstunde
Durch die Niederlage der Franzosen und den Verzicht der Habsburger in Wien auf die deutsche Kaiserkrone war das Machtgefüge in der Mitte Europas ziemlich durcheinander geraten. Diesen Umstand nutzten die Welfen, und erhoben ihr Kurfürstentum, genauso wie andere deutsche Kurfürsten auch, nunmehr zum Königreich. Der zur Neuordnung der Machtverhältnisse in Europa 1814 einberufene Wiener Kongress bestätigte diese Rangerhöhung. So war Hannover nun ein Königreich, doch ohne eigenen König. Denn die Personalunion dauerte an, und so war der britische König nun gleichzeitig auch König von Hannover. Erst als 1837 König Wilhelm IV. in London kinderlos starb und seine Nichte Viktoria den englischen Thron bestieg, endete nach 123 Jahren diese Personalunion.
Der Grund hierfür war die im Stammland der Welfen gültige Thronfolgeregelung, die keine weibliche Thronfolge zuließ. Somit bekam unsere Heimat 1837 mit dem schon 64jährigen Ernst August, dem Bruder Wilhelm IV., endlich wieder einen eigenen Regenten. Obwohl Ernst August nur schlecht Deutsch sprach und sogleich einige liberale Gesetze wieder zurücknahm, war er bei seinen Untertanen doch sehr beliebt.
Über seine Jagdaufenthalte im Grinderwald zeugt, wie vorstehend schon berichtet wird, die „Ernst August Hütte". 1851 verstarb Ernst August und nun erlangte sein schon in der Kindheit erblindeter Sohn als Georg V. die Regentschaft. Er trat kein einfaches Erbe an, denn im Inneren des Königreichs waren noch immer die Folgen der 1848er Revolution zu spüren und im Äußeren schickte sich der mächtige Nachbarstaat Preußen an, die Vormachtstellung in Deutschland zu übernehmen. Georg V. wollte sich dem Druck Preußens nicht beugen und verbündete sich mit Österreich, doch diese Entscheidung erwies sich als verhängnisvoll, denn nun wurde Hannover in die Kämpfe dieser beiden Mächte hineingezogen. Bei der Schlacht von Langensalza im Juni 1866 konnten die Welfen zwar zunächst einen Sieg gegen ein preußisches Heer erringen, aber anschließend hatten sie den nachrückenden preußische Truppen wegen Munitionsmangel nichts mehr entgegenzusetzen und mußten kapitulieren. Das Königreich Hannover wurde nun von Preußen annektiert und zur preußischen Provinz erklärt. Georg V. ging nach Österreich ins Exil. Er hat sein ehemaliges Königreich nie wieder betreten und ist 1878 in Paris gestorben und in Windsor beigesetzt worden.
Die nun zwangsweise zu preußischen Untertanen gewordenen Bewohner des ehemaligen Königreichs Hannover trauerten ihrem König und der Selbständigkeit noch lange hinterher.
Doch als die vereinigten deutschen Truppen 1870/71 die Franzosen besiegten und sich der Preußenkönig in Versailles zum deutschen Kaiser ausrufen ließ, legte sich der Haß gegen die Preußen langsam. Aber auch die Welfen hatten weiterhin noch Anhänger, diese organisierten sich in Bünden und Parteien.
Auch in Linsburg und Umgebung gab es einen solchen Zusammenschluß von Getreuen, die Fahne existiert heute noch.