Bürgersprechstunde
Nicht nur den Bürgern ging es in dieser Zeit gut, auch die Gemeinden hatten Geld. So konnte 1961 ein neuer Sportplatz eingeweiht werden, an den 1937 errichteten Glockenturm baute man 1967 Friedhofskapelle und Feuerwehrhaus an sowie 1970 eine zentrale Wasserversorgung und schließlich 1977 eine moderne Turnhalle. Man begann nun aber auch immer mehr, den Menschen und sein Umfeld zu verwalten. Reichten bisher Bürgermeister, Gemeindedirektor und Standesbeamter aus, die zudem ihre Ämter auch noch ehrenamtlich gegen eine Aufwandsentschädigung ausübten, so nahte nun die Verwaltungsreform, die eine gemeinsame Verwaltung mehrerer Gemeinden als Samt- oder Einheitsgemeinden vorsah. Sollte so etwa die Verwaltung verbilligt werden? Das Gegenteil ist leider dabei herausgekommen.
Langendamm hatte nun Angst, von der Stadt Nienburg geschluckt zu werden und betrieb die Gründung der ersten Samtgemeinde in Nieder- sachsen mit den Gemeinden des Kirchspiels Husum. Doch die Samt- gemeinde „Im Wohlde" bestand nur bis 1974, dann schluckte Nienburg doch den Ort Langendamm. Linsburg kam zur Samtgemeinde Steimbke und die restlichen Gemeinden zur Samtgemeinde Landesbergen. Waren einem die Leute aus dem Kirchspiel Husum durch gemeinsamen Kirchen- und Schulbesuch alle irgendwie bekannt, so mußte man die Bewohner der neuen Samtgemeinde erst noch kennenlernen, denn es bestand dorthin bislang wenig Verbindung, auch verkehrsmäßig gab es keine.
Doch für Linsburg war es ein Trost, dass man innerhalb der Samtgemeinde eine selbständige Gemeinde geblieben war und über viele Dinge noch selbst entscheiden konnte. Ganz anders war es den Gemeinden jenseits des Grinderwaldes im Kreis Neustadt ergangen. Sie wurden alle in die Stadt Neustadt einverleibt. Heute brauchen die Ortsnamen schon nicht mehr in der postalischen Anschrift aufgeführt werden, verwaltungsrechtlich existieren diese Orte schon kaum noch. So nimmt man den Orten ihre Identität. In Linsburg interessierte man sich nun aber auf einmal wieder stärker für die eigene Geschichte, so ließ man 1983 ein eigenes Wappen erstellen, das mit den Büffelhörnern nicht nur an das Amt Wölpe erinnert, sondern mit dem Hirschgeweih auch auf die für Linsburg geschichtlich so bedeutende Epoche des welfischen Jagdschlosses hinweist.
Das Eichenblatt ist das Symbol für den Grinderwald, der einst für Linsburg so bedeutend war. Ein Jahr später wurde dann die von interessierten Linsburger Einwohnern erstellte Ortschronik fertig, leider hat man keinen Historiker hinzugezogen, so ist der große über Linsburg vorhandene Aktenbestand des Niedersächsischen Hauptstaatsarchivs in Hannover nicht berücksichtigt und ausgewertet worden. Ein großes Stück Linsburger Historie ging verloren, als 1993 die Straßennamen eingeführt wurden, denn vorher war an den etwa 1750 durch die Brandkasse eingeführten Hausnummern zu erkennen, wie alt ungefähr die Hof- oder Hausstelle war, weil eine neue Hausstelle immer die nächste freie Nummer erhielt. So bekamen die Schloßbauernstellen 1779 die Hausnummern 43 bis 51, im Jahre 1900 war man bei der Nr. 95 und 1950 bei der Nr. 129. Die Vergabe von Straßennamen und die fortlaufende Numerierung der Häuser war sicherlich notwendig geworden, um in der immer mehr gewachsenen Gemeinde für Fremde das Finden eines Hauses zu erleichtern. Bei der Benennung der Straßen achtete man dann aber doch wieder auf die Historie, ließ die alten Ortsteilbezeichnungen weiterbestehen und erinnerte bei anderen Straßen an Vergangenes, wie z. B. an die Schloßanlage. Hoffentlich beherzigt man auch in Zukunft diesen Grundsatz.
Das letzte Jahrzehnt des zu Ende gehenden Jahrtausends war noch einmal mit bedeutenden Baumaßnahmen in der Gemeinde und damit mit hohen Kosten für Bürger und Gemeinde verbunden, was dazu führte, dass anschließend alle finanziellen Reserven unserer Kommune aufgebraucht waren. Bemerkbar machte sich in diesem Zusammenhang auch, dass durch die Vereinigung Deutschlands den Kommunen im Westen weniger Finanzhilfen zuflossen als bisher, da diese nun in den Wiederaufbau Ostdeutschlands gingen.
Die teuerste, aufwendigste und langwierigste Baumaßnahme war die Herstellung der Schmutzwasserkanalisation, obwohl auf ein eigenes Klärwerk verzichtet wurde und die Linsburger Abwässer über Langendamm zur Nienburger Kläranlage fließen. Aber auch der Umbau des Kinderspielkreises zum Kindergarten, der Bau eines neuen Sportlerheimes am Sportplatz und der Anschluß aller gemeindeeigenen Gebäude an das neu gebaute Erdgasnetz belastete die Gemeindefinanzen sehr stark. Daher konnte Linsburg aus dem großen Topf der Dorferneuerungsmittel, der durch die Aufnahme des Ortes ins Dorferneuerungsprogramm nun offen stand, leider nur sehr wenige Zuschüsse in Anspruch nehmen, denn den größten Teil der Kosten mußte die Gemeinde doch selber tragen.
So wurde aus dem so großartig geplanten Dorfmittelpunkt am Gasthaus „Zum Lindenhof" nichts, und auch die geplante Verschwenkung der Kreisstraße zur Verkehrsberuhigung mußte vorerst unter- bleiben. Aber für die dringend nötige Sanierung der Turnhalle und der Feuerwehrgaragen gab es dann einen Zuschuß aus Dorferneuerungsmitteln und ebenfalls für die Erneuerung der Brücke über den Dorfbach zwischen den Ortsteilen Berg und Insel, der ersten Baumaßnahme im neuen Jahrtausend. Dieser letzte Bau mußte aber schon mit Krediten finanziert werden, denn Rücklagen hatte die Gemeinde nun nicht mehr, und der jetzige Haushalt kann nur noch mit Mühe ausgeglichen werden.
Sind von der Gemeinde selbst für die nähere Zukunft auch keine Baumaßnahmen mehr geplant, so wird Linsburg doch vom anstehenden Ausbau der Bundesstraße 6 berührt. Sollte die in Zukunft vierspurige B 6 zuerst auch weiterhin durch den Ortsteil Meinkingsburg verlaufen und hätte für die dortigen Anlieger erhebliche Belastungen gebracht, so haben die Proteste und Einwändungen der Bewohner Meinkingsburgs doch noch eine Änderung der Trassenführung erwirkt. Die B 6 soll nun südwestlich um den Ortsteil herumgeführt werden, somit wird auch die Kreuzung mit der Kreisstraße dorthin verlegt und Meinkingsburg wird ein völlig anderes Aussehen bekommen.
Gewandelt hat sich in den letzten Jahren auch das Aussehen des Bahnhofs und seines Umfeldes. Es begann mit dem Bau einer Brücke für die Kreisstraße und der Beseitigung des alten Bahnübergangs mit seinen Schranken. Im Rahmen der EXPO 2000 in Hannover erfolgte dann der Umbau des Bahnhofsgeländes mit den Bahnsteigen und nun scheinen auch die Tage des Bahnhofsgebäudes gezählt zu sein, denn es wird scheinbar nicht mehr benötigt und soll verkauft werden.