Bürgersprechstunde
Waren die Veränderungen in den Lebensgewohnheiten und -umständen der Linsburger Einwohner während der vergangenen Jahrhunderte auch bedeutend, das 19. Jahrhundert brachte noch wesentlich mehr Neuerungen. Erwähnt sind schon die Ablösung des Zehnten und die Aufteilung der Flächen, was sehr starke Auswirkungen auf die Landwirtschaft hatte. Der Eisenbahnbau veränderte nicht nur einen Teil der Feldmark, sondern brachte auch Arbeitsmöglichkeiten und mit dem Bau der sogenannten Linsburger Haltestelle auch die Möglichkeit der Beförderung von Personen und Waren von Linsburg aus.
Der Eisenbahnbau zeigte den Linsburgern auch, welch gewaltiger Fortschritt auf technischem Bereich schon eingetreten war. Wie mag den Linsburgern wohl zumute gewesen sein, als sie 1847 das erste Mal in ihrem Leben eine schnaufende und fauchende Dampflok gesehen haben? Infolge des Eisenbahnbaues wurden in den nächsten Jahrzehnten auch der Bau neuer Straßenverbindungen zum Bahnhof nötig, denn bisher war dieser nur über die alten Feldwege unterhalb von Osterberg und Streitland zu erreichen. So entstand die heutige Kreisstraße 4, Fertigstellung war 1893.
Die Revolution von 1848 ist in Linsburg sicher kaum bemerkt worden, als Auswirkung bekamen die Grundeigentümer aber das Jagdrecht. Die Verwaltungsreform noch zu welfischer Zeit im Jahre 1859 brachte da schon viel größere Veränderungen, wurde doch nun das Amt Wölpe aufgelöst und Nienburg zugeschlagen. Das Kirchspiel Hagen aber kam zu Neustadt, die Jahrhunderte alte Bindung zu den Dörfern jenseits des Grinderwaldes ging dadurch langsam verloren.
Gleichzeitig verlegte man die Oberförsterei von Linsburg nach Nienburg, es gab jetzt nur noch zwei gleichberechtigte Förster in Linsburg. Seit den Tagen des Jagdschlosses hatte es einen reitenden Förster, also einen Oberförster, und einen gehenden Förster, also einen normalen Forstbeamten, gegeben.
Die Vertreibung der Welfen und die Übernahme der Macht durch die Preußen wirkte sich auf die Bevölkerung zunächst nur emotional aus, sonst blieb vorerst alles beim Alten. Doch durch den Dienst beim preußischem Militär lernten nun einige junge Männer auch andere Gegenden und Städte kennen, als nur die im Hannoverland. Zum Ende des Jahrhunderts hatten sich die Lebensverhältnisse der Menschen durch den technischen Fortschritt und die sozialere Gesetzgebung auch deutlich gebessert. Man kannte nun nicht mehr nur „Beten und Arbeiten" sondern feierte auch Feste, die es vorher nicht gab, besonders ausgiebig natürlich den Jahrhundertwechsel.