Bürgersprechstunde
Über die Gründer Linsburgs ist nichts bekannt, doch können wir davon ausgehen, dass es Bauern waren. Sie hatten an den höheren, trockenen Stellen in der Nähe ihrer Behausungen kleinste Äcker gerodet und weideten auf den anderen Flächen in Ortsnähe ihren kleinen Viehbestand. Durch Vergrößerung der Äcker und die Entnahme von Bau- und Brennholz wurde der den Ort umgebende lockere Mischwald immer weiter zurückgedrängt und die Viehherden sorgten durch den Verbiß der kleinen Bäume dafür, dass dort nun Heideflächen entstanden.
Zunächst hatten die Bauern niemanden fragen brauchen, wenn sie sich ansiedeln und Flächen roden wollten. Doch mit der Erstarkung von Adel und Kirche verloren sie ihre Freiheiten, wurden zeitweise sogar Leibeigene, hatten also nur eine beschränkte persönliche Freiheit.
Jetzt waren vielfältige Abgaben zu zahlen und Dienste für die Obrigkeit zu leisten. Eine Form der Abgaben war der "Zehnte", von dem ja auch in der ersten, das Dorf Linsburg erwähnenden Urkunde die Rede ist. Eine große Belastung stellten auch die Dienste dar, besonders die Hand- und Spanndienste. Dabei mußten die Bauern je nach Größe des Hofes ein oder auch zwei Tage in der Woche mit der Hand oder mit einem Pferdegespann für den Amtshof oder den Grundherrn arbeiten.
Zum Mittelalter hin erlangten die Bauern wieder mehr persönliche Freiheiten, der Grund und Boden gehörte aber weiterhin dem Grundherrn. Die Bewirtschaftung der Höfe erfolgte nun nach dem Meierrecht, eine Art Erbpacht. Der Grundherr war hier in Linsburg bei allen Höfen seit 1302 der jeweilige welfische Landesfürst, so war hier also Grund und Landesherr in einer Person vereint. In anderen Dörfern hatten einige Höfe auch andere Grundherrn, z. B. das Kloster Mariensee oder das Kloster Loccum. Bei schlechter Wirtschaftsführung konnte der Grundherr dem Bauern den Hof auch abnehmen, dieser wurde dann "abgemeiert".
Die Höhe mancher auf dem Hof ruhenden Steuern und Abgaben richteten sich nach der Höfeklasse. So gab es die Meierhöfe, unterteilt zunächst in Voll- und Halbmeierhöfe, später gab es auch noch Eindrittel- und Zweidrittelmeier. Es folgten die Kötter oder Köthner und die Brinksitzer, später kamen noch die Anbauer und Abbauer hinzu.
Die Meierhöfe hatten ursprünglich mindestens eine Hufe Ackerland (etwa 30 hannoversche Morgen) bewirtschaftet. Sie durften auch mehr Vieh auf der Allmende mithüten lassen als die Köthner, deren Höfe weniger Fläche hatten und vermutlich auch erst später entstanden waren. Die Brinksitzerhofstellen waren noch kleiner und auch jünger.
Durch Rodungen vergrößerten die Höfe langsam ihre Ackerflächen und auch der Viehbestand wuchs. Doch waren die Bauern mancher Höfe fleißiger als ihre Nachbarn, und so wuchsen die Höfe unterschiedlich und es kam zu Verschiebungen innerhalb der Höfeklassen. Die erste bekannte Auflistung der Linsburger Bauern, in der schon Höfeklassen vermerkt sind, ist von 1585. Hierin sind 3 Ackerleute (Vollmeier), 5 Halbspänner (Halbmeier), 7 Köthner und 6 Brinksitzer aufgeführt, also die 21 alten Höfe von Linsburg.
1689 sind es wieder 3 Vollmeier, 5 Halbmeier, 6 Köthner und 6 Brinksitzer, also nur 20 Höfe. 1 Köthnerhof war also gut 40 Jahre nach Beendigung des 30jährigen Krieges noch nicht wieder besetzt und aufgebaut.
Wollten die Höfe sich nun vergrößern und dazu neue Äcker urbar machen, so brauchten sie dazu nicht nur die Genehmigung des Amtes Wölpe, sondern mußte diesen Acker auch mit einem Wall und einer Hecke einfrieden, damit das gehütete Vieh nicht an die Feldfrüchte gelangen konnte. So ein Acker umfaßte nur einige Hundert Quadratmeter und wurde "Kamp" genannt. Da auf den Flächen aber Hüterechte für das Vieh aller Bauern bestanden, mußte nach der Ernte die Einfriedung wieder geöffnet werden, und die Dorfhirten konnten mit den Rindvieh-, Schaf- und Schweineherden diese Flächen dann nutzen.
Für die Dorfhirten besaß die Gemeinde extra ein Dorfhirtenhaus. Bei der Vergabe der Hausnummern bekam es die Nr. 32, heute ist es die Hausstelle Berg 25. Sie liegt an der Straße vom Berg zum Ortsteil Insel, dieser Straßenabschnitt hieß auch immer "Hirtenberg", auf Plattdeutsch ist daraus aber im Laufe der Jahrhunderte der "Heierbarg" geworden.
Um die Hüterechte gab es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Dörfern, besonders um das Hüten der Schafherden, da diese auch weiter entfernt vom Dorf gehütet wurden. Man ging dabei manchmal nicht gerade zimperlich miteinander um, so berichtet eine Akte von 1729, dass die Schessinghäuser den Linsburgern einige Schafe gepfändet hätten.
Von 1798 ist uns eine interessante Aufstellung der Höfe erhalten geblieben, die hier nachstehend wiedergegeben werden soll:
"in monat iannuvar 1798 hat sich die gemeine vergleichet um die kriegerfuhren in des vorsters (Vorstehers) Heinrich Krusen seine Gegenwart Bauermeister Diederich ahrenholts
Es sind jetzt also wieder 21 zehntpflichtige Höfe vorhanden, die sich um den Dienst der Kriegerfuhren einigen mußten. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um den Transport von Truppen, Ausrüstung oder Nahrungsmitteln im Zusammenhang mit der Nienburger Garnison.
Zu dieser Zeit waren die Höfe auch schon mit Hausnummern versehen, die alten 21 Höfe hatten die Nr. 1 bis 20 und die Nr. 23. Die Nr. 21 hatte die damalige Gaststätte Reinhard bekommen, und die Nr. 22 das ursprüngliche Gehöft des reitenden Försters, ebenfalls mit Gastwirtschaft. Diese beiden kleinen Hofstellen und auch die um diese Zeit existierenden Anbauerstellen Nr. 24 bis 53 oder 54 gehörten nicht zu den zehnt- und dienstpflichtigen Hofstellen.